Versteht man Bildung als Kollaboration von Lernenden und Lehrenden, so braucht man genau zwei Tools: ein Kommunikationstool und ein Ablagetool (evtl. ein drittes: ein Task-Ordnungs-Tool). Diese Tools können analog oder digital sein – die Didaktik bleibt sich dieselbe. Wie es konkret funktioniert, grössere Teile eines Moduls bzw. Kurses oder einer Lehrveranstaltung in diesem kollaborativen Modus zu gestalten – oder auch zunächst mal eine ausgewählte Sequenz – lässt sich gerne in einem Workshop individuell erarbeiten. Hier der theoretische Hintergrund:
Lehren und Lernen als Kollaboration zu verstehen, hat eine solide theoretische Basis etwa in der konstruktivistischen Didaktik und im «student-centred learning» (stark mitgeprägt von Carl Rogers) und darf entsprechend der Lernwirksamkeitsforschung als kraftvoll gelten. Dieser Ansatz einer kollaborativen Bildung ist im Heft Helix 1 kompakt und praxisnah beschrieben, speziell im kurzen Beitrag «Gute Bildung ist schlicht Zusammenarbeit».
Energie und Orientierung gewinnt dieser Ansatz aus «shared, specific, and challenging goals» (John Hattie). Hinweise dazu, wie man von bürokratisch angehauchten Zielformulierungen weg und zu einem engagierten und engagierenden, klaren Ziel in einem Satz kommt, bietet Seite 10 im Heft Helix 2. Bezugstheorie ist die Zielpsychologie (angewandt auf Hochschuldidaktik im Beitrag von Sina Bardill im Buch «Agile Hochschuldidaktik», Seiten 104–109) und die Lernwirksamkeitsforschung (Quellen im Heft «Helix 2»).
Diese verschiedenen theoretischen Bezüge können integriert werden in ein differenziertes Konzept von «Agilität in der Bildung», ausformuliert im eben erschienenen Text «The Agile in Higher Education as a Quality Question» (im Handbuch Qualität in Studium, Lehre und Forschung: Volltext online). Hier tun sich oft Lehrende mit starkem Kontakt zur Praxis leichter, da die Praxis mit ihren typischen Unberechenbarkeiten ihnen alltäglich «Agilität» im Sinne von «Handlungsfähigkeit in offenen Situationen» abverlangt. Viele praxisorientierte Fachleute haben ein durchaus positives Verhältnis dazu gewonnen. Freude an offenen Situationen scheint zudem ein Thema für Persönlichkeitsentwicklung zu sein.
Bildung als Kollaboration (Stichwort «Augenhöhe») zu verstehen und zu gestalten, kann als fundamentale Veränderung gesehen werden – ist auch so, und zugleich nicht: Denn jeder Unterricht enthält Anteile von Kollaboration und jeder Mensch ist als «zoon politikon» immer schon kollaborativ. Gerade darum ist der Ansatz so kraftvoll.